Erntezauber im Weinberg: Die Kunst der Weinlese

Der Herbst ist eine aufregende und wunderschöne Zeit im Weinberg. Die Blätter färben sich in warmen Rottönen, die Luft ist erfüllt vom süßen Duft reifer Trauben und die Weinberge erwachen zu einem geschäftigen Treiben. Es ist die Weinlesezeit, jener besondere Moment, in dem Winzer und Weinliebhaber gleichermaßen in den Bann gezogen werden.

Die Weinlesezeit

Die Weinlesezeit beginnt in der Regel im Sommer und erstreckt sich bis in den Herbst hinein. Die genaue Zeit hängt von der Rebsorte, den klimatischen Bedingungen sowie der Anbauregion der Trauben ab.

Jedes Jahr muss der Winzer oder die Winzerin mit den Kollegen beurteilen, in welchen Stadium die Weintrauben am Ende des Sommers sind und wann diese den optimalen Reifegrad erreichen. Dies wird anhand folgender Kriterien beurteilt:

 

Die Phänologischen Reifung

Zunächst wird die phänologischen Reifung der Trauben betrachtet. Dies umfasst die Beobachtung von Indikatoren wie der Farbänderung der Trauben, der Veränderung des Aromas, der Entwicklung der Kerne und des Geschmacks. Diese Faktoren helfen dabei, den optimalen Zeitpunkt für die Ernte zu bestimmen.

 

Die Messung des BIX- und Säuregrads

Sofern diese Kriterien erfüllt sind, gilt es den Zucker- und Säuregehalt zu messen. Diese Werte sind wichtige Faktoren bei der Entscheidung über den Erntezeitpunkt und werden direkt im Weinfeld gemessen. Um die Messung des Brix-Grad (Zuckergehalt) und des Säuregehalts durchzuführen, muss eine Traubenstaude ausgewählt werden, welche vom Reifegrad und Aussehen die Trauben des Weinberges repräsentiert.

Den Säuregrad kann der Winzer mit unterschiedlichen Methoden messen. Zum Einen, kann die Säure durch jahrelange Erfahrung und Ausbildung mittels dem Geschmack beurteilt werden. Sicherer ist jedoch auf Methoden wie der Titration mit einer geeigneten Säurelösung oder die Verwendung eines pH-Messgeräts zurück zu greifen.

Daraufhin werden die Trauben dann zerquetscht und einige Tropfen auf die Messfläche eines sogenannten Refraktometer gegeben. Ein Refraktometer ist ein Gerät, mit dem man den BIX-Grad von Weintrauben messen kann.

Es ist wichtig, die Brix- und Säuremessungen während der Weinlese regelmäßig durchzuführen, um den Entwicklungsverlauf der Trauben zu verfolgen. Die optimale Balance zwischen Zuckergehalt und Säuregehalt kann je nach Weinstil und Rebsorte variieren, daher müssen die Winzer ihre eigenen Vorlieben und Qualitätsstandards berücksichtigen, um den besten Erntezeitpunkt zu bestimmen.

 

Das Wetter

Außerdem gilt es auch stets das Wetter während der Weinlesezeit zu beachten. Zum einen fördert sehr sonniges warmes Wetter die Reifung, während anhaltender Regen oder kühle Temperaturen die Reifung verlangsamen können. Auch Extremwetter wie Hagel oder Sturm können die Ernte beeinflussen, da die Ernte möglicherweise unterbrochen oder Schutzmaßnahmen ergriffen werden müssen, um die Trauben vor Witterungseinflüssen zu schützen.

 

Ablauf der Weinlese

Nachdem der genaue Erntezeitpunkt festgelegt wurde, gilt es die Weinberge für die Ernte vorzubereiten. Die Weinberge werden gereinigt, und unerwünschte oder faule Trauben werden entfernt.
Im gleichen Zuge werden Erntehelfer oder Maschinen mobilisiert und vorbereitet.

Es gibt zwei Hauptmethoden, um die Weintrauben dann zu ernten: von Hand oder maschinell. Bei der handverlesenen Ernte selektieren erfahrene Erntehelfer von Hand die besten Trauben, während sie die minderwertigen aussortieren. Diese Methode erfordert viel Arbeit und Geschick, aber sie ermöglicht eine selektive Ernte, bei der nur die besten Trauben verwendet werden. Daher wird diese Methode oft für Spitzenweine verwendet.

Spezialisierte Maschinen schütteln bei der maschinellen Ernte die Trauben von den Rebstöcken, woraufhin ein Förderband die Trauben von Blättern, Stielen und faulen Trauben trennt. Diese Methode ist daher effizienter und schneller, die Maschinen sind dabei aber weniger selektiv. Diese Methode wird aus Kostengründen hauptsächlich in der Massenproduktion eingesetzt.

Die geernteten Trauben werden dann in Behälter geladen und zum Verarbeitungsbereich transportiert.

 

Was passiert nach der Weinlese?

Die geernteten Trauben werden in einer Kellerei oder einem Weingut verarbeitet. Hierfür werden Sie zuerst entrappt, wobei restliche Stiele von den Trauben entfernt werden. Dann erfolgt die Maischung, bei der die Trauben gepresst oder zerkleinert werden, um den Saft freizusetzen. Der dabei entstandene Traubensaft wird in Tanks oder Fässern zur Gärung gebracht.
Um die Gärung kontrolliert zu starten, wird dem Traubensaft Hefe zugesetzt. Diese wandelt den Zucker in Alkohol um, was mehrere Wochen dauert.


Nach Abschluss der Gärung werden die festen Traubenreste (Trester) von der Flüssigkeit getrennt, was durch Pressen oder Ablassen erfolgen, abhängig vom gewünschten Weinstil.
Der Wein wird dann zur Reifung in Fässer oder Tanks gefüllt, um seine Aromen und Textur zu entwickeln. Dieser Prozess kann Monate bis Jahre dauern, abhängig von der Weinart.
Nach der Reifung wird der Wein geklärt, gefiltert und abgefüllt. Damit ist er nun bereit für den Verkauf und den Genuss.

Während die oben beschriebenen Schritte den allgemeinen Ablauf der Weinlese darstellen, können spezifische Details und Praktiken je nach Weinregion, Rebsorte und Weingut variieren.

 

Fazit

Die Weinlese ist ein aufregender Moment im Winzerjahr und ein faszinierendes Erlebnis für jeden Weinliebhaber. Sie vereint Tradition und Innovation, Handarbeit und Technologie. Solltest du Interesse gewonnen haben, auch Teil einer Weinlese zu sein, kontaktiere gerne ein Weingut in deiner Region. Die Winzer sind jedes Jahr auf’s Neue froh, tatkräftige und wissbegierige Helfer zu finden, die Ihnen bei der Ernte helfen. Und nachdem man eigene Erfahrungen im Weinberg sammeln durfte, schmeckt der Wein im Glas doch nochmal besser. Cheers!